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Ferialverbindung
Einblick in Wesen und Geschichte

Die Ferialverbindung ist eine spezielle Korporationsform.
Es können folgende Haupterkmale, die sie von anderen Verbindungstypen unterscheiden, festgestellt werden:

  1. Das Semesterprogramm bezieht sich auf die Ferien ("Ferialsemester") und findet daher hauptsächlich in der ausbildungsfreien Zeit statt.
  2. Ferialverbindungen sind in Städten ohne eigener Universität oder vergleichbarer Ausbildungstätte.
Geschichtlich gesehen, verbrachten viele Studenten ihre gesamten Ferien in ihrer Heimatstadt. Da sie im Semester aber die großen Universitätsstädte gewohnt waren, war das Interesse verständlicher weise ein enormes auch in den "verschlafenen Städtchen" ihrer Heimat, Verbindungen zu gründen, die Abwechslung und Dynamik versprachen.
Die Ferialverbindungen verstanden sich in der kritischen Zeit der Nationalitätenfrage als Schützer der deutschen Kultur und als Bollwerk gegen aufrührerische Völker.
Gesellschaftlich und politisch spielten die Ferialverbindungen eine wesentliche Rolle, so brachten zum Beispiel die Studenten nach jedem Semester die aktuellsten Strömungen, Ideen und Entwicklungen aus den großen Ballungszentren mit in ihre Heimatstädte, die dort auf fruchtbaren Boden fielen und zur Entfaltung der Grenzgebiete beitrugen.

Die Ausformungen der Ferialverbindungen sind mannigfaltig, so gab es etwa eine "Deutschvölkisch-wehrhafte Ferialverbindung Germania zu Nürschan" (Böhmen), eine "Jüdische national-akademische Ferialverbindung Barissia zu Radautz" (Siebenbürgen), eine "Pennale Ferialverbindung Ostmark in Schwanenstadt" (OÖ), eine "Akademisch-technische Ferialverbindung Markomannia in Töplitz" (Siebenbürgen), oder eine "Katholisch-akademische Ferialverbindung Kuenring in Horn" (NÖ).
Die abgekürzte Schreibweise für Ferialverbindung lautet "F!", auch "FV!" ist teilweise im Gebrauch. Die vom Ersten bis zum Zweiten Weltkrieg existierenden Fliegerschaften (einzige Ausnahme in Graz) verwendeten ebenfalls die Abkürzung "F!".

Ferialverbindungen sind selbstständige Verbindungen, die sich im Lauf der Geschichte immer wieder zu Dachverbänden zusammenschlossen, um den überregionalen Kontakt zu anderen Ferialverbindungen zu bewahren und zu vertiefen.
Bei manchen "Semestralverbindungen" ist die gleichzeitige Mitgliedschaft in einer Ferialverbindung ausgeschlossen. Trotz der zeitlichen Divergenz von Semester und Ferien, kann es in seltenen Fällen zum Greifen des Einband-Prinzipes kommen.

Im Gegensatz zu vielen anderen Hochschulbünden verlangen Ferialverbindung kein Pflichtpartien von ihren Mitgliedern. Dies spiegelt keine ablehnende Haltung gegenüber der Mensur wider, sondern resultiert aus der zeitlichen Begrenzung des "Ferialsemesters", ein ausreichendes Einpauken für Partien könnte nicht gewährleisten werden. Das Amt des Fechtwartes wird jedoch vom Zweitchargierten (xx) ausgeübt.

Wann und wo die erste Ferialverbindung entstand, ist heute leider nicht mehr feststellbar. Die älteste zurzeit bekannte Ferialverbindung ist Iglavia, die im Jahr 1859 in Iglau gegründet wurde.
Generell sind geschichtliche Aufzeichnungen von und über Ferialverbindungen selten, da viele Couleurgegenstände und Dokumente bei der Vertreibung der Deutschen für immer verloren ging.
Insgesamt geht man davon aus, dass vor allem in den Gebieten Böhmen, Mähren, Schlesien, Siebenbürgen und in der Untersteiermark im Laufe der Zeit knapp 300 Ferialverbindungen gegründet wurden.
Durch Gebietsverlust, Deportation und Vertreibung nach den beiden Weltkriegen erloschen viele Ferialverbindungen und mit ihnen oftmals der akademische und kulturelle Motor in jenen ländlichen Regionen.

Standortwechsel und der Ausbau des Bildungswesens boten aber auch die Gelegenheit, das "Verbindungssemester" vom Ferialsemester in das wesentlich längere Studiensemester zu verlagern. In Folge entwickelten sich viele Burschenschaften und Landsmannschaften aus Ferialverbindungen. Die wohl älteste von ihnen ist die "Burschenschaft Markomannia Wien zu Passau", gegründet 1860 als "Ferialverbindung Olomucia" in Olmütz.

In der Republik Österreich existieren heute nur noch 3 Ferialverbindungen. Die älteste unter ihnen ist die noch immer aktive Ferialverbindung "Ostara", die 1894 als "Ferialverbindung deutscher Hochschüler Ostara" im oberösterreichischen Freistadt gegründet wurde. Weiters bestehen die "Akademische Ferialverbindung Lumnichia" in Gleisdorf, ggr. 1902, sowie die "Ferialverbindung deutscher Hochschüler Waldmark" in Gmünd, ggr. 1905. Die in Salzburg ansäßige "Ferialverbindung der deutschen Hochschüler von Bielitz-Biala Franken", ggr. 1908 im schlesischen Bielitz-Biala, löste sich im Jahr 2008 im Zuge des 100. Stiftungsfestes selbst auf.

In den Bundesrepublik Deutschland sind Ferialverbindungen eher unüblich. Hier besteht vielmehr das Wesen der Ferienzirkel bzw. Ferialkreise. Dabei handelt es sich oftmals um Zusammenschlüsse von Studenten und Akademikern, die sich zwar auch in ihren Heimatstädten während der Ferien treffen, jedoch die Zugehörigkeit zu einer "Semestralverbindung" voraussetzen. Eine eigenen Fuxenausbildung findet nicht statt.

Standortverteilung der Ferialverbindungen Österreichs

Linker Hand sehen Sie eine Häufigkeitsverteilung - je intensiver der Farbton ist, umso mehr Ferialverbindungen gab/gibt es im betreffenden Land. Bemerkenswert ist die Dichte in Böhmen und Mähren, sowie in Ober- und Niederösterreich. Die Landkarte stellt das Gebiet der Donaumonarchie im späten 19. Jahrhundert dar.

Mit der Vertreibung der Deutschen aus ihrer Heimat, die vermehrt ab dem Jahr 1945 einsetzte, verschwanden viele Ferialverbindungen entgültig. Aber auch das Verbot der Studentenverbindungen während der NS-Herrschaft einige Jahre zuvor bedeutete oftmals das Aus.

Viele Ferialverbindungen waren nach den Kriegsjahren personell zu schwach um reaktivieren zu können. Die Besatzer erschwerten zu dem alle Bestrebungen.
Dennoch war es vor Allem im amerikanisch besetzten Sektor Österreichs möglich im Verborgenen Kontakte zu den ehemaligen Bundesbrüdern aufzubauen und Geheimtreffen zu organisieren. Diesen Männern ist es zu verdanken, dass die "ferialstudentische Idee" in Österreich bewahrt wurde.

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